Jetzt also…. Wie schon gesagt, ich kann nicht kurz. Sorry, dass es nicht, wie versprochen Samstag geklappt hat, aber ich bin ja nur kurz verspätet.

Ich hatte wieder mal ein wunderbares Zweier-Treffen mit Vivian. Wir hatten besprochen, dass ich ihr behilflich bin, wenn sie den Reifenwechsel machen lässt, weil die Leute von der Werkstatt ihr letztes Mal verboten haben, ohne Maske draußen zu warten.
Es war nun doch recht schnell nach unserem letzten Treffen, denn sie brauchte den Reifenwechsel vor Mitte Mai, weil sie dann evtl. eine größere Strecke fahren muss und ich hätte nächste Woche nicht gekonnt.
Am Dienstag nach der Arbeit bin ich losgefahren. Mein Navi erzählte mir nach einiger Zeit, dass ich 2 Ausfahrten eher von der A3 abfahren soll, um 20 Minuten zu sparen. Ich dachte, ich warte mal auf den Verkehrshinweis. Da wurde nichts gesagt, also bin ich an der empfohlenen Ausfahrt vorbei gefahren. 5 km vor der eigentlichen Abfahrt stand dann alles still. Und dann (!) kam auch der Verkehrshinweis, dass es einen Unfall im Kreuz Wiesbaden gab und dort alles über die Standspur umgeleitet wird. Mein Navi änderte die Ankunftszeit von 16.45 Uhr auf 18.15 Uhr, ich war amused. Während ich stand, habe ich Vivian informiert und sie schrieb dann kurze Zeit später, dass die Unfallstelle jetzt geräumt ist. Viel passieren konnte mir nicht. Der Tank war voll, ich musste nicht zur Toilette und ich hatte Teilchen, Wein und Lachs im Auto. Plötzlich ging es dann aber ganz normal weiter und ich habe insgesamt nur gut 20 Minuten länger als sonst gebraucht. Ich sollte mir mal angewöhnen, meinem Navi zu gehorchen. Aber irgendwas ist ja immer… Entweder sowas oder Blitzer. Ich bin übrigens sehr sicher, dass ich dieses Mal nicht geblitzt wurde.
Dann war ich da und wurde wie immer sehr herzlich empfangen. Zunächst haben wir die von mir mitgebrachten Teilchen gefuttert und Kaffee getrunken, ich habe „mein“ Zimmer bezogen, was die beiden Katzen-Teenies gar nicht mögen, weil sie während meiner Anwesenheit dort nicht rein dürfen wegen meiner Katzenallergie. Die Zeit verflog irgendwie und schon war es Zeit für das Perfekte Dinner. Vorher haben wir noch beim Inder bestellt und das Essen vor dem Fernseher verspeist. Es war Vivians erster Bestellversuch bei diesem Inder und es war wirklich sehr gut und mehr als reichlich. Eine Flasche Sekt wurde auch noch nach einigen Schwierigkeiten, den Korken zu lösen, geköpft. Vivian war die Starke, die es geschafft hat! Die beiden Teenies wollten nichts von mir wissen und machten immer große Bögen um mich. Trotzdem fing meine Nase an zu kitzeln und ich musste niesen und schnäuzen. Deshalb habe ich eine Allergie-Tablette genommen. Vivian ging es aber ähnlich und im Nachhinein scheint es mir, als waren es nur die Pollen, denn am nächsten Abend, als es regnete, hatten wir beide überhaupt nichts. Ich auch nicht, trotz Katzen, die mir am zweiten Abend doch erstaunlicherweise näher kamen. Ich vermute ja, das war Einschleimerei, weil sie wieder in „mein“ Zimmer wollten. Vergebens! Zum Abschluss haben wir noch Pastewka-Folgen geguckt, weil wir ja kein Leben haben, und sind dann ganz brav kurz nach Mitternacht ins Bett gegangen. Die interessanten Themen, die wir besprochen haben, weil wir ja doch ein Leben haben, behalte ich für mich.
Allerdings waren wir beide die ganze Nacht voller Sorgen und konnten kaum schlafen, weil ich Miracoli ein Katzenfoto geschickt hatte, das die ganze Zeit als „ungelesen“ angezeigt wurde. Was war mit der Nudel?
Am nächsten Morgen sind wir um 9 Uhr aufgestanden und haben gemütlich gefrühstückt. Seligenstadt stand auf dem Programm. Das wollten wir letztes Mal schon machen, aber das Wetter war damals dermaßen mies, dass wir es verschoben hatten.
Es war soooo schön! Man konnte fast vergessen, dass keine normalen Zeiten sind. Es waren Menschen auf den Straßen. Menschen! Es war aber nicht voll, denn es war ja mitten in der Woche. Die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau und das Städtchen ist so hübsch. Sehr viele Fachwerkhäuser, kleine Geschäfte, die teilweise sogar geöffnet waren. Man konnte einfach reingehen, das war ungewohnt. Da ich aber nichts kaufen wollte, war ich nirgendwo drin. Wir sind durch die Gassen geschlendert und haben den Abteigarten angesehen. Dort waren ganz viele verschiedene Kräuter angepflanzt, alle hatten Namensschilder und außerdem blühten viele bunte Blumen. Die Beete in der Mitte waren leider noch nicht bepflanzt.
Dann haben wir den noch stehenden und restaurierten Rest des Seligenstädter Palatiums angesehen, das Barbarossa auf dem Hochufer des Mains um 1187 erbauen ließ, was ich von meiner Geschichtsfachfraubegleiterin erklärt bekam. Lustigerweise fragt sie mich vorher immer, ob sie etwas Geschichtliches erzählen darf. Später haben wir von der anderen Seite aus festgestellt, dass diese Mauer direkt an die Gärten der Häuser dahinter anschließt. Vivian sagte „Ich will auch so eine Mauer von Barbarossa hinter meinem Haus!“ Ich sagte: „Die sind bestimmt sauer, dass sie wegen dieser Mauer den Main nicht sehen können.“ Wir sind uns fast immer einig.
Dann sind wir noch am Fluss entlang gelaufen und Vivian erzählte mir, dass am anderen Ufer schon das Söderland ist.
Danach sind wir zurück in die Stadt und haben uns ein Eis gekauft. Mit dem Eis haben wir uns auf eine Bank gesetzt. Das war fast wie früher „Einkehren“ (Gruß an die Nudel). Ach ja, an der Stelle muss ich erwähnen, dass die Nudel dann an diesem Abend doch noch gnädigerweise ein Lebenszeichen geschickt hat. Dem schicke ich nochmal ein Foto, von wegen ….

Auf dieser Bank haben wir einen älteren Herrn, der direkt vor uns mit einem wirklich schicken und auf Hochglanz polierten roten alten Käfer-Cabrio geparkt hat, beobachten können, der sich ständig demonstrativ neben sein Auto stellte und anscheinend hoffte, dass er auf sein tolles Auto angesprochen wird. Einmal hat es tatsächlich geklappt. Ich war auch ziemlich begeistert von dem Auto, weil es dasselbe Rot wie mein erstes Auto, natürlich auch Käfer, hatte. Von dem Mann in seinem kurzen Höschen war ich eher nicht so angetan. Aber es war amüsant anzuschauen, wie stolz er auf das Auto war.
Nach diesem wunderbaren Aufenthalt in Seligenstadt sind wir zurück nach Vivian-Town gefahren. Vivian musste noch zur Packstation und fragte mich, ob wir bei der Gelegenheit noch einen kleinen Spaziergang durch den Kurpark machen wollen. Ich habe kurz überlegt, weil wir schon wirklich viel rumgelaufen waren, ich bin ja schließlich alt, aber habe dann doch zugesagt. Teile davon kannte ich schon, aber es ist immer wieder schön. Wir haben eine Entenfamilie gesehen, die war äußerst niedlich. Vivian hat mich dann zum Kaiser (Denkmal) geführt, den sie normalerweise sowieso mehrmals die Woche besucht. Ich habe gesagt: „Der denkt sicher immer: Ach, da kommt sie ja wieder, die Vivian!“ Als wir dann wieder „zu Hause“ waren, war ich wirklich kaputt. Über 13.000 Schritte an dem Tag. Aber es hat sich gelohnt!
Zum Abendessen haben wir Tagliatelle mit Trüffel bestellt. Das hatte ich vor längerer Zeit bei diesem Italiener schon einmal vor Ort gegessen, als man noch durfte. Vivian hat telefonisch bestellt, die Ansage war „30 Minuten“. Wir dachten: Passt ja, dann essen wir das wieder zum Perfekten Dinner. Gut 15 Minuten später klingelte es und das Essen war schon da. Das ist uns beiden wirklich ein Rätsel. Die Nudeln waren perfekt gegart, nicht zu weich, schön al dente, das Essen war noch heiß und es roch herrlich nach dem großzügig darüber gehobeltem Trüffel. Allerdings in schwarzen Behältnissen, was ich beim Perfekten Dinner immer bemängele. Essen auf schwarzem Geschirr… geht gar nicht!
Dann haben wir das Perfekte Dinner geschaut und danach hat mir Vivian einen Film „angeboten“. Ich war etwas baff, weil ich sie vorher gefragt hatte, ob ich vielleicht einen Film mitbringen soll, und sie hatte gesagt „Ich gucke doch keine Filme!“. Das war ein Film, den sie vom Glückskind empfohlen bekommen hatte und schon kannte. „Das Waisenhaus“. Ein sehr mystischer und unheimlicher Film, aber auch sehr spannend. Ich habe mir vorgestellt, dass ich im Kino sicherlich mehrmals sowas wie „Huuuaaa!“ gerufen hätte und auch der Couch bin ich öfter mal zusammen gezuckt.
Damit ich trotzdem gut schlafen kann, haben wir dann noch 2 oder 3 Folgen „Büro, Büro“ geschaut. Ich wusste, dass es diese Serie mal gab, konnte mich aber nicht erinnern, es jemals geguckt zu haben. Der Vorspann kam mir dann aber doch bekannt vor. Die Folgen kannte ich trotzdem nicht und das Interessanteste war der Unterschied zu heute. Niemand hatte einen Computer auf dem Schreibtisch, es wurde vom Band auf Schreibmaschinen getippt, die Frauen wurden teilweise noch „Fräulein“ genannt und diese Klamotten und Frisuren! Eine der weiblichen Rollen war 56 (glaube ich) und sah aus wie 70 mit ihrem beigen Faltenrock und ihrem Blüschen. Sehr schön, das nochmal zu sehen.
Wir waren wieder zu relativ normaler Zeit im Bett und wieder ging der Wecker um 9 Uhr am nächsten Morgen. Ich habe übrigens beide Nächte total super geschlafen, besser als zu Hause. Vielleicht war es das Urlaubs-Feeling.
Der letzte Tag begann. Heute war der Tag mit „meinem Auftrag“, dem Reifenwechsel. Das Wetter war wechselhaft, aber trocken. Wir parkten das Auto an der Werkstatt und ich ging hinein.
Vor mir war ein mittelalter Mann (also ungefähr so alt wie ich) dran. Ich hörte das Gespräch mit.
„Guten Tag, ich hatte angerufen, weil das Licht wieder leuchtet. Hat man mir gesagt, wenn es nochmal leuchtet, soll ich anrufen. Jetzt fährt meine Frau den Wagen, leuchtet wieder."
„Ok, also leuchtet ASB und ESP wieder?"
„ASB leuchtet."
„Also leuchtet nur eine Lampe jetzt?"
„Nein, zwei Lampen."
„Also doch ASB und ESP?"
„Nein, Handbremse geht gut."

Irgendwann nach gefühlt 20 Minuten hatten sie dann herausgefunden, dass ASB und ESP leuchteten. Es wurde auch ein Termin gemacht, aber in einer anderen Werkstatt. Dann ging es um die Kontaktaufnahme.
„Ich habe hier eine Telefonnummer hinterlegt. Stimmt die noch? Die Nummer ist 1234…."
„Ja, stimmt noch."
„Ok, dann rufen wir Sie an, wenn irgendwas ist."
„Ah, Moment, lieber Handy, Festnetz ist schlecht."
„Aber hier in der Werkstatt ist eher Handy schlecht, weil der Empfang manchmal abbricht."
„Wir haben das Festnetz nicht mehr. Es ist immer schlecht, Festnetz ist nicht verfügbar."
To be continued… Es war loriotmäßig, wirklich. Plötzlich sah ich noch einen anderen Schalter, über dem „Serviceannahme" stand. Ich dachte, das wäre doch was für mich.
Ich ging auf den Mann, der dort saß, zu und wurde mit einem Blick bedacht, der eine Mischung aus Panik und Abwehr beinhaltete. Unerschrocken sagte ich: „Darf ich zu Ihnen kommen?“ Ich wurde angebellt: „Nein, gehen Sie zum Kollegen!" Also bin ich wieder zurück. Dann kam ein weiterer Mann rein. Der Mann, der mit dem ASB-ESP-Mann beschäftigt war, schickte den „neuen Mann" zu seinem Kollegen. Der bellte wieder: „Ich muss das hier schreiben, ich kann nicht." Der andere sagte: „Aber das ist der Herr mit dem Spiegel von gestern, der war doch bei dir." Der Beller: „Ich muss das hier schreiben, ich kann nichts anderes machen." Der erste Mann rollte mit den Augen. Als ich das hinterher Vivian erzählte, sagte sie, ich solle mich nicht mehr über meine Firma beschweren. Ich hätte es doch gut.
Irgendwann war ich dran.
„Guten Tag, ich bringe den Wagen von Frau Vivian für den Reifenwechsel."
„Sie sagen „für Frau Vivian“, sind sie nicht Frau Vivian?"
„Nein, bin ich nicht. Hier ist der Fahrzeugschein und der Km-Stand."
„Den Fahrzeugschein brauche ich nicht, ich muss den Km-Stand selbst aufschreiben."
Er ging nach draußen, versuchte den Wagen aufzuschließen und die Alarmanlage ging los. Vivian stand ja hinter der Mauer, vorschriftsmäßig außerhalb des Geländes, und gab dem Mann Anweisungen. Das Getröte stoppte. Er kam wieder rein.
„Draußen stand eine Frau. Kann es sein, dass das Frau Vivian ist?"
„Ja, das ist sie. Aber sie kann nicht reinkommen, weil sie keine Maske tragen kann."
„Aber dann können Sie ihr doch den Aufrag nach draußen bringen, damit sie unterschreiben kann."
„Warum kann ich das denn nicht unterschreiben?"
„Das können Sie natürlich auch machen. Mir ist das egal. Ich dachte ja nur, weil das ja nicht ihr Auto ist, ist Ihnen das lieber."
„Danke, aber ich kann das selbst unterschreiben." Es ist doch immer wieder schön, wenn andere Leute meine Probleme lösen wollen, die ich überhaupt nicht habe.
Am Ende war irgendwie alles gut, aber diese ganze Aktion hat mit Warten bestimmt 20 Minuten gedauert. Das hätte Vivian mit Maske nicht geschafft. Immerhin habe ich mich bei dem Mann vor mir sehr amüsiert.
Dann sind wir zu Fuß zurück gegangen. Ich habe bei Vivian zu Hause meine Sachen gepackt, wir haben noch ein bisschen gequatscht und dann mussten wir wieder los zur Werkstatt. Es tröpfelte ein wenig. Vivian sagte, sie braucht keinen Schirm, ich könne ihren nehmen. Als wir unten vor der Tür ankamen, goss es richtig. Ich habe dann doch meinen Schirm aus dem Auto geholt und es waren wirklich die schlimmsten 15 Minuten des Tages! Es schüttete und stürmte so stark, dass man kaum den Schirm halten konnte. Als wir an der Werkstatt ankamen, saß eine Frau am Empfang, die sehr viel schneller in der Abwicklung war als ihr Kollege und ich war sofort wieder draußen. Allerdings erst, nachdem ich den Auftrag von Vivian reingeholt hatte, den ich unbedingt zur Legitimation brauchte, obwohl mir das der Kollege vorher gar nicht gesagt hatte. Gut, dass Vivian ihn dabei hatte. Vivian war sehr glücklich, dass keine weiteren Mängel festgestellt wurden, aber auf der Rückfahrt fragte sie mich mehrmals, ob sich das Auto denn wirklich normal anhört. Ja, es hörte sich völlig normal an! Genau wie auf der Fahrt nach Seligenstadt, als sie ihr Auto auch irgendwie komisch klingend fand. Ich hoffe, sie hat mir geglaubt.
Im Auto war das Wetter übrigens wieder erträglich, war ja klar. Bei ihr angekommen, bin ich nochmal kurz mit hoch, um vor der Fahrt noch einmal die Toilette aufzusuchen, und dann hieß es Abschied nehmen. Vivian schlug vor, ich könnte ja noch eine Woche bleiben, aber leider habe ich ja Job und Mann.
Der Abschied war wieder sehr herzzerreißend und wir haben natürlich besprochen, dass ich bald wiederkomme. Vivian meinte, vielleicht nächsten Monat. Das wäre dann ja ab jetzt. Ein bisschen werde ich aber noch warten, damit wir uns wieder genug zu erzählen haben.
Es war schön!

(auf der Rückfahrt habe ich übrigens Baustellen gezählt. Ab Bonn gab es 6 Baustellen von insgesamt 23 km. Ich bin aber gut durchgekommen.)