Wie ihr vielleicht schon vergessen habt, waren wir ja noch nicht zu Hause angekommen.
So ging es weiter:
Nächster Tag
„ADAC oder DAS?“Am nächsten Tag machten wir uns nach einem Frühstück ohne Olivenölspiegelei frohgemut auf in Richtung Heimat.
Ursprünglich war der Plan, über den Brenner zurück zu fahren, weil wir vorher noch Verona besuchen wollten. Das haben wir gestrichen und sind direkt Richtung Gotthard-Pass gefahren.
Schönes Wetter, Auto fährt, Dach offen... In der Schweiz sind wir Autobahn gefahren, weil wir die Vignette von der Hinfahrt ja sowieso schon hatten. Auf der Autobahn stockte das Auto plötzlich komisch. Salessio fuhr geistesgegenwärtig auf die nächste Abfahrt, die zum Glück direkt vor uns war, und wir blieben stehen. Auf der Randspur der Abfahrt.
Es waren mal wieder mindestens 35 Grad, kein Schatten. Salessio warf mir eine unatmungsaktive farblich schöne Rettungsweste rüber. „Zieh die an, das gibt sonst Ärger.“ Aber ja, gern....
Da standen wir nun und guckten erstmal ratlos in der Gegend herum. Niemand hielt an.
Wir wussten auch nicht so richtig, was wir machen sollten. Das Problem war: Ich bin im ADAC, aber ich hatte nach meiner Scheidung den Partnervertrag gekündigt und hatte nur noch den einfachen Vertrag für Deutschland. Salessio ist im DAS, hat aber den Schutzbrief mit sämtlichen Angaben nicht finden können. Wir wussten beide, dass er ihn mitgenommen hat, aber anscheinend lag er in irgendeinem Hotel auf dem Schreibtisch.
Dann hielten 2 Frauen an, oberhalb der Ausfahrt, die ging bergauf. Sie fragten, ob wir Hilfe brauchen, aber sie könnten uns nicht mitnehmen, was offensichtlich war, weil das Auto bis zum Dach beladen war. Sie schenkten uns eine große Flasche Wasser und sagten, sie könnten den XY-Pannendienst anrufen, aber der arbeitet mit dem ADAC zusammen. Die beiden Damen fuhren weiter.
Ich sagte: „Ich ruf jetzt einfach den ADAC an, mal sehen, was die sagen.“ Ich dachte, die können mir wenigstens sagen, wo der nächste Abschleppdienst oder die nächste Werkstatt ist, bzw. eine Telefonnumer nennen.
Ich rief von Salessios Handy aus an. Der ADAC sagte mir erstmal, was ich alles nicht versichert habe, was ich ja schon wusste. Sie sagten, sie würden aber mal ein Partnerunternehmen in der Schweiz kontaktieren, und die würden mich zurückrufen.
Wir gingen zurück zum Auto und sahen einen Abschleppwagen vor unserem Auto stehen. Welch ein Glück!
Er hatte uns zufällig dort stehen sehen. Der Mann sagte, er kann uns nicht in eine Werkstatt schleppen, weil er einen anderen Auftrag hat. Aber er kann uns von der Ausfahrt runterschleppen. Er meinte, vielleicht sehen wir uns ja später wieder, wenn er einen Auftrag für uns bekommt.
Er schleppte uns 2 Straßen weiter auf einen Schotterplatz. Dort waren wenigstens Bäume und eine kleine Mauer im Schatten, auf der man sich mal hinsetzen konnte (und eine Böschung zu einem Fluss, wo ich mal pinkeln konnte!)
Dann rief Salessio doch den DAS an. Die wollten nur Namen, Adresse und Kennzeichen und sagten, es käme umgehend jemand.
Wir warteten also. Plötzlich rief jemand auf Salessios Handy an und er hielt es mir entgegen: „Italienisch!“
Da war ein Mann dran, der wirklich nur italienisch konnte und fragte, wo wir genau stehen. Ich habe es ihm genau erklärt. Abfahrt Quinto (der letzte Ort vor Airolo, wo es dann auf den Pass geht), dann links, dann rechts, usw...
Er hatte alles verstanden und sagte, in ca. einer Stunde ist jemand da.
Nach ca. 15 Minuten kam der Mann wieder, der uns vorher schon abgeschleppt hatte. Er habe jetzt einen Auftrag.
Ich fragte ihn: „Von wem denn? Vom ADAC oder vom DAS?“ Ich zeigte ihm die Nummer, die mich zuletzt angerufen hatte, und er sagte, das sei der ADAC. Die hätten ihn wohl beauftragt. Da haben wir gesagt, dass wir dann auf einen anderen Abschleppdienst warten werden, weil wir das sonst alles bezahlen müssen. Ich rief umgehend wieder den ADAC an und sagte, dass ich ja beim ersten Anruf noch gar keinen Auftrag erteilt hätte, und dass ich keinen Dienst mehr in Anspruch nehmen möchte.
„Das kann aber noch eine Rechnung nach sich ziehen.“ Ja, bitte gern. Ich war gerade im Rambo-Modus. Erst erzählen sie mir, was alles nicht versichert ist. Dann sagen sie mir, dass mich aber trotzdem mal jemand zurückrufen wird. Der kann dann NUR italienisch und hat nach über einer Stunde angerufen! Und dann steht da plötzlich jemand? Ich werde diesen Vertrag kündigen, denn Salessio hat mittlerweile dafür gesorgt, dass ich eine Partnerkarte vom DAS bekomme, ohne Mehrkosten.
10 Minuten späer kam der nächste Abschlepper. Wolfisberg hieß die Firma, werde ich nie vergessen, weil schon der ADAC-Mensch mit grummeligem Gesicht sagte: „Dann kommt Wolfisberg.“
Er fragte, was mit dem Auto ist, Salessio wollte es ihm demonstrieren, und das Auto sprang an.
Der Mann sagte, wir fahren jetzt hintereinander her bis zur Werkstatt. Klappte alles, das Auto fuhr.
In der Werkstatt standen wir wieder blöd rum. Dann kam endlich jemand, der sagte: „Ich kümmere mich gleich um sie, ich muss nur kurz eine Probefahrt machen.“ Leider kann ich den schweizer Akzent nicht schreiben. Stellt ihn euch vor, aber laaaaanggezooooogen. So laaaang war auch die Probefahrt. 30 Minuten? Mindestens. Ich habe zwischenzeitlich den Getränkeautomaten leergekauft, für den ich natürrrlich vorher Franken eintauschen musste.
Zwischenzeitlich hatte Salessio irgendwie einen Geistesblitz und sog an dem Tankdeckel, oder pustete rein, ich weiß es nicht und fand es eklig.
Er stellte fest, dass der die Luft irgendwie blockierte. Ich wusste bisher nicht, dass ein Tankdeckel noch eine andere Funktion hatte, als das Loch zu verschließen, aber bei älteren Autos ist das wohl anders.
Trotzdem war er sich nicht sicher, ob es das war. Der Probefahrer kam zurück und sagte: „Eindeutig Benzinpumpe.“
Salessio sagte: „Nein. Tauschen Sie den Benzinfilter, das hatte ich schonmal, aber der ist auch schon alt. Und bohren Sie mir ein Loch in den Tankdeckel.“
Er sagte: „Wenn Sie meinen, mach ich das.“ Loch gebohrt, Wagen auf die Bühne. Benzinfilter ausgebaut.
Die frohe Nachricht: „Der neue Benzinfilter ist morgen da.“
Salessio: „Dann bauen sie den alten wieder ein, wir fahren weiter.“
Ich bekam innerliche Panikausbrüche, aber der Mann hat gesprochen. Wir wurden wie aus dem Krankenhaus auf eigene Verantwortung entlassen. Zwischenzeitlich rief der DAS nochmal an, ob uns geholfen wurde. Salessio erklärte alles, die Antwort war: „Alles klar, wenn sie nochmal liegenbleiben, rufen sie einfach wieder an.“ Das fand ich ja mal kundenfreundlich.
Durch diese ganze Aktion hatten wir vier Stunden verloren!
Wir fuhren also los Richtung Pass. Es war so eine schöne Strecke, aber ich konnte sie nicht genießen. Ich dachte immer nur, hoffentlich kommen wir über den Pass bis nach Deutschland, da ist alles einfacher, wenn man liegenbleibt. Ganz oben haben wir dann aber doch mal angehalten, um Fotos zu machen. Da gab es auch Magnetandenken in einem Laden, aber Salessio meinte, das gibt es bestimmt nochmal. Nee, gab es nicht. Aber er war auch zu unruhig wegen des Autos. Nun will er mir einen basteln, aber das ist nicht dasselbe. Schade.....
Der Blick auf unsere Werkstatt


Dann waren wir irgendwann wieder unten in der Wärme. Komischerweise merkt man gar nicht so, wie es nach oben hin immer kälter wird. Ich fand es viel auffälliger, wie warm es auf einmal unten wieder war.

Und dann waren wir endlich irgendwann in Deutschland. Aber zu Hause waren wir noch nicht!