Habe da mal ein altes Drehbuch gefunden.
Folge 761,5
-Musik-
In der Dresslerwohnung. Die Vorhänge sind vorgezogen, Ein Tisch mit der aufgebauten Modelleisenbahn steht im Zimmer, überall Gläser und Geschirr mit Essensresten, leere Weinflaschen stehen in den Zimmerecken, das Zimmer ist unordentlich und düster.
Dr.Dressler trägt Schlafanzug und Morgenmantel, er dreht an seiner Stereonalage, Wagner ist zu hören, der Gesang der Sieglinde aus der "Walküre". Es klingelt an der Wohnungstür und kurz darauf hört man einen Schlüssel im Schloß drehen.
Frau Horowitz betritt die Wohnung mit zwei schweren Einkaufstaschen.
Dr. Dressler wirft die Arme hoch.
"Ah, meine gute Fee bringt das Frühstück. Flüssig zwar, aber äußerst nahrhaft, nicht wahr. Nahrhaft für Körper und Geist - ich werde schweben und Musik hören - Harmonie!"
Er hustet, schüttelt sich, ist kurz davor sich zu übergeben.
Frau Horowitz schaut ihn vorwurfsvoll aber auch mitleidig an, reicht ihm eine Packung Underberg.
Dr. Dressler greift zittrig und gierig danach, kann aber das Papier um das Fläschchen nicht entfernen. Die Horowitz erledigt es für ihn, hält die geöffneten Fläschchen hin.
Dressler nach dem dritten Fläschchen:
"Ah, das tut gut, es ist ein Gesundheitstrank mit äusserst gesunden Kräutern, da braucht sich niemand was dabei zu denken, nicht wahr. Was, beste Frau Horowitz, halten Sie davon, wenn Sie mich heute Abend ins Casarotti begleiten. Wir machen uns einen schönen Abend, trinken ein Gläschen kühlen Wein zusammen und reden über Saufen -äh- Tauchen, hm, was meinen Sie? Natürlich werden wir auch etwas essen, natürlich - haben Sie den Cognac bekommen?"
Die Horowitz holt diverse Flaschen Cognac und Wein aus der Tasche, auch eine Flasche Vitaminsaft ist dabei und ein Glas Rollmöpse.
Horowitz:
"Im Casarotti haben Sie doch Lokalverbot, erinnern Sie sich nicht? Sie hätten Frau Pavarotti nicht ständig an den Po greifen sollen. Und daß Sie den Schaden bezahlten, den Sie mit dem Flaschenwerfen angerichtet haben, ist ja lobenswert, und Frau Pavarotti hätte ihnen auch schon fast verziehen aber da - na, das wissen sie doch sicher, das hätten sie dann nicht sagen sollen!"
Dr.Dressler setzt ruckartig die Cognacflasche ab, stiert Frau Horowitz blöde an.
Dr.Dressler:
"Was, was hätte ich nicht sagen sollen, was habe ich denn gesagt, sagen sie mir, was ich gesagt habe, sagen sie's."
Horowitz:
"Hm, nun, hm, sie wollten Frau Pavarotti die Tausend Mark nur geben, wenn sie sich auf den Tisch stellt und sie dann ihre -hm, sie wissen schon was- von unten sehen können. Sie sagten, sie wollten endlich mal wissen, warum Frau Pavarotti beim Gehen immer so komisch die Beine zusammenklemmt. Und dann fingen Sie an, an ihrem Rock herumzuzerren. Und als Frau Pavarotti ein paar Schritte von ihnen weg ging, da beschimpften Sie sie als eine alte Nutte und eine frigide Mafiaschlampe. Und das hätten sie nicht sagen dürfen, als Sie Mafia sagten, kam Fausto angerannt, nahm den Tausender und schob sie einfach raus."
Dr. Dressler setzt wieder die Cognacflasche ab. Er hat wieder etwas Farbe im Gesicht.
" Wa-was? Ach so, ja, das war ein rein medizinisches Interesse, ich wollte nur wissen, warum sie die Beine immer so komisch zusammenklemmt. Zugegeben, es fällt nicht ganz in mein Aufgabengebiet als Allgemeinmediziner, aber ich hätte gegebenenfalls eine Überweisung zu einem kompetenten Gynäkologen veranlasst, das glauben sie mir doch, verehrte Frau Horowitz?"
Horowitz:
"Sicher, Herr Doktor, sicher. Und sie wollten doch heute noch mal meinen Ar -äh- After genauer untersuchen, ob ich eine Überweisung zum Proktologen brauche. Aber bitte nicht wieder so heftig, mein Ar -äh- also das tut mir noch von gestern weh. Und danach helfe ich ihnen dann auch bei der Schreibtischarbeit - die Post und die Bankauszüge sortieren, das Testament neu schreiben - sie wissen schon, muß alles mal gemacht werden. Ach ja, ich brauche dann für die Einkäufe noch eine Kontovollmacht."
Dr.Dressler stellt die halbleere Cognacflasche auf den Tisch. Wirft die Arme euphorisch hoch:
"Machen wir, liebe Frau Horowitz, machen wir. Doch jetzt zur nötigen Untersuchung, wir wollen doch nichts verschleppen, nicht wahr."
Die Horowitz zieht den Pulli etwas hoch, öffnet den Hosenbund und dreht sich um.
-SCHNITT-
In der "Aloisius Stub'n"
Olaf steht hinter der Theke, hat den Zeigefinger im Mund und nuckelt daran.
Olaf:
"Sakra, wo is der Fingerli und dös Leukoplast jetz wieder neigrutscht?"
Olaf stochert konzentrisch in der Schüssel mit dem Kartoffelsalat herum, findet aber ausser zwei toter Fliegen und einem Zahnstocher nichts weiter darin.
Else steht an einem Stehtisch und kaut lange, bedächtig und sorgfältig.
Olaf gibt die Suche nach dem Fingerli auf und beginnt aus Langeweile Muster in eine Leberkässcheibe zu ritzen. Im Hintergrund tönt das Kofferradio.
Else:
"Do schau, Olaf, der Dokta Dressler kimmt, der bsuffane Depp, der damische."
Durch das Fenster sieht man den glasig stierenden Dr.Dressler vorbeirollen, geschoben von einer etwas steif gehenden Frau Horowitz.
Olaf:
"Geh, Muadda, sei staad, der Herr Dokta is a verlassen worden von dera Hurn, dem Flitscherl dem lesbischen, der fangt sich scho wiada. Und iß net so vui, heit Omd gehst mit dem Olli zum Griechen, do werst schon no wos kriagn."
Else strahlt:
"Ja, Olaf, und da lassen wir dann des grauslige Viehzeich aus, gell!"
Olaf:
"Richtig, des wird unaufällig ausglassen. Der werad schaun, der Grieche, wenn d' Schwaben in der Küchen umanadkriachen."
Else zieht langsam den durchgekauten Fingerli aus dem Mund, schaut ihn angewidert an.
Else:
"Du, Olaf, schau. Gessen hob i an Leberkas und kaut hob i auf dera Weißwurschtpellen."
Olaf schaut etwas verlegen:
"A geh', Muadda, a Weißwurscht hast gehabt, und zutzln hättst' s müssen. Jetzt geh in d' Wohnung nauf, und mach dich recht schick, der Olli kimmt glei."
-SCHNITT-
Abends vor der "Aloisius Stub'n".
Olii und Olaf stehen dicht beieinander. Olaf steckt Olli im ein kleines Päckchen zu.
Olaf:
"Du bestellst für die Else einen Griechischen Bauernsalat. In dem Packerl da ist a präparierter Schafskäs drinnen, den schaffst der Else unauffällig aufn Teller nauf, sie geht ja eh in d' Küchn, die Schwabn auslassen. Wasch dir aber die Händ, es sind Salmonellen drinnen."
Olli:
"Du, die Alte stirbt aber doch nicht, oder?"
Olaf:
"A naa, ins Krankenhaus muass auf a paar Tag, und dann macht d' Gesundheitsbehörde das Lokal dicht und mir hab an Umsatz wie noch nie. Und wenn d' Else weg is, na bestell i uns zwoa blitzsaubere Maderl, dann geht’s rund, host mi!"
-SCHNITT-
- Fortsetzung folgt vielleicht -